Korbinian Scherer

Drykorn

Als Gast Korbinian Scherer

Drykorn

Kapitel Thema Zeitpunkt
Kpt. 1 Korbinian Scherer, Head of E-Commerce bei Drykorn/ die Corona-Situation 00:14
Kpt. 2 Verkaufskanäle bei Drykorn 05:37
Kpt. 3 Unterstützung der angeschlossenen Händler 08:23
Kpt. 4 Learnings aus Corona 09:06
Kpt. 5 Wie entwickelt sich der E-Commerce nach der Pandemie? 10:30
Kpt. 6 Die D2C-Strategie 12:53
Kpt. 7 Zwiespalt zwischen Sales und Marketing? 15:43
Kpt. 8 Social Media und Social Shopping 18:08
Kpt. 9 Performance-Marketing 25:36
Kpt. 10 Entscheidung gegen Marktplätze? 28:30
Kpt. 11 Überleben in der Krise 31:10
Kpt. 12 Tech-Trends by Drykorn 34:48
Kpt. 13 Bezugsquellen für Stoffe 38:50
Kpt. 14 Das letzte Wort 41:00
Kpt. 1

Korbinian Scherer, Head of E-Commerce bei Drykorn/ die Corona-Situation

Michael Atug: Moin, hallo und servus bei Dreimal Digital! Heute wieder einmal mit meinen Mitstreitern, dem charmanten Stefan Hamann, dem umtriebigen Marcus Diekmann und meiner Wenigkeit, Michael Atug! Heute zu Gast in unserem Podcast: der Korbinian Scherer, Head of E-Commerce bei Drykorn, der coolen Klamottenmarke. Ja, Korbinian, stell dich doch einmal kurz vor, und erzähl doch einmal vor allem, wie es euch so ergangen ist? Wir haben natürlich den Fokus immer am Anfang des Gesprächs so Richtung Corona, da ist ja doch eine ganze Menge passiert. Ich glaube, da hast du auch einiges zu erzählen. Ja, leg mal los!

Korbinian Scherer: Erst einmal vielen Dank für die Einladung, freut mich wirklich sehr. Mein Name ist Korbinan Scherer, ich bin Head of E-Commerce bei Drykorn, bin seit knapp zwei Jahren mit dabei an Board bei Drykorn. Drykorn ist eine deutsche mittelständische Modemarke. Uns gibt es seit 1996, also so ganz neu am Markt sind wir auch nicht, und sind eigentlich eine ganz klassische (unv.)-Brand. Zu meinem Hintergrund noch einmal vielleicht ein paar Worte: Ich habe eigentlich Mode- und Designmanagement studiert, also schon etwas mit Modefokus, war aber schon immer sehr technisch interessiert, analytisch interessiert, und bin dann für ein deutsches Modelabel im Performance Marketing eingestiegen und hab mich von dort Richtung E-Commerce weiterentwickelt und bin jetzt eben seit zwei Jahren bei Drykorn. Wir sind so ein ganz klassisches Wholesale Brand eigentlich, das wirklich mit einem sehr starken Händlernetzwerk gewachsen ist. Das heißt, wir haben ein großes Netzwerk an Einzelhändlern, sowohl kleine Boutiquen, die dann inhabergeführt sind, aber auch eben die großen Kaufhäuser wie Peek und Cloppenburg oder Breuninger, oder auch in München beispielsweise Ludwig Beck oder Konen. Wir haben da also ein ganz, ganz großes Netzwerk von Händlern, mit die sind wir groß geworden und die sind quasi das Rückgrat unserer Firma. In der Corona-Zeit kann man sich natürlich vorstellen, dass es denen nicht ganz so gut ging, ganz vielen. Die hatten alle geschlossen, viele waren nicht darauf vorbereitet, ihre Waren irgendwie zu verkaufen wenn die Ladentüren nicht geöffnet sind. Da hat sich natürlich sehr viel getan mit Zalando Connected Retail, zum Beispiel, aber insgesamt konnten die natürlich die Zeit, die sie geschlossen hatten, nicht voll kompensieren und das hat sehr vielen von unseren Händlern auch wehgetan. Es hat auch bei uns dazu geführt, dass sich ein paar Veränderungsprozesse, die sowieso schon im Gange waren, noch einmal deutlich beschleunigt haben.

Michael Atug: Nämlich?

Korbinian Scherer: Besonders unser eigener E-Commerce-Bereich hat sich enorm verstärkt. Wir waren da ohnehin auf einem guten Wachstumskurs, aber durch Corona hat sich das noch einmal ganz, ganz deutlich erhöht. Wir haben dann eher das Problem gehabt, tatsächlich die Warenverfügbarkeit erst einmal so schnell zu gewährleisten und die Ware zum richtigen Zeitpunkt in die richtigen Kanäle zu bekommen. Gutes Beispiel ist vielleicht: Direkt am Anfang, als diese ganze Geschichte mit den Masken aufkam, waren wir einer der ersten im deutschen Markt, die solche Masken angeboten haben. Weil wir ja sehr viel in Europa auch sourcen, hatten wir da sehr kurze Transportwege für solche Masken. Ein wirklich komplexes Produkt ist es ja nicht, das heißt also, gemacht ist es eigentlich sehr schnell. Man muss es bloß eben auch schnell sourcen können. Besonders in dieser Anfangs-Corona-Zeit waren ja die ganzen Transportkosten enorm hoch. Das heißt, irgendetwas einfliegen konnte man nicht, das heißt, wir hatten da einen deutlichen Vorteil durch unser europäisches Produktionsnetzwerk und konnten sehr schnell Masken anbieten, mit deutlich mehr Nachfrage, als wir ursprünglich geplant hatten und wurden da überrannt, sodass unser Shop auch teilweise gar nicht standgehalten hat und konnten da sehr viel verkaufen, weil wir für, ich glaube, eineinhalb Wochen auf der Spiegel-Startseite auch gefeatured wurden mit unseren Masken. Für uns war das eine sehr, sehr turbulente erste Jahreshälfte, um da mit den ganzen Sachen klarzukommen. Auf der anderen Seite gibt uns das natürlich auch jetzt enormen Rückenwind für die ganzen Projekte, die da in Zukunft anstehen, dass wir da mit viel Selbstbewusstsein die auch umsetzen können, weil einfach so ein starker Boost zu spüren war dieses Jahr.

Kpt. 2

Verkaufskanäle bei Drykorn

Marcus Diekmann: Danke erst einmal dafür. Ziemlich cool auch, dass ihr das mit den Masken so krass schnell umgesetzt habt, das ist natürlich enorm. Ich habe einmal so ein paar Fragen: Wenn du sagst: „Unser E-Commerce“ – was umfasst das eigentlich? Ihr seid ja Hersteller, verkauft ihr über Marktplätze?

Korbinian Scherer: Tatsächlich nicht. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden bisher.

Marcus Diekmann: Ihr verkauft über Zalando und Co.?

Korbinian Scherer: Richtig, genau. Über den normalen Retail-Kanal.

Marcus Diekmann: Warum ich das frage: Zählt das zu eurem E-Commerce mit dazu? Und betreibt ihr das alles aus eurem Team heraus? Oder ist es wirklich, wenn ihr über E-Commerce sprecht – nur für unsere Zuhörer, dass sie es einordnen können -dann euer eigener Onlineshop oder alle digitalen Channels von Partnern, die ihr mit unterstützt und betreut auf allen Ebenen?

Korbinian Scherer: Nein, das sind bei uns tatsächlich separate Dinge, die schon abgestimmt sind. Das heißt, wir kontrollieren natürlich auch mit, insoweit wir das natürlich können: Was passiert bei unseren großen Online-Partnern? Zalando, About You sind die größten. Das ist eigentlich bei uns im Sales-Team aufgehangen. Wenn ich von E-Commerce spreche, dann spreche ich wirklich von all dem, was wir direct to Consumer machen, wo wir den direkten Kundenkontakt haben ohne einen Zwischenhändler.

Marcus Diekmann: Sehr cool. Auch für unsere Zuhörer, das ist halt wirklich enorm, gerade wie viele Hersteller sich gar nicht damit beschäftigen – darum finde ich das gut, dass ihr das auch geteilt habt und der Sale, auch das wird unterstützt – wie wenige sich darum kümmern, auch ihre Fachhandelspartner mit geilem Content und mit geilen Elementen zu unterstützen, dass die eigentlich die eigene Marke auch perfekt dann ausspielen können. Stationär betreibt man so viel Aufwand, da kommt man mit stationärem Point of Sale und mit diesen ganzen Werbemitteln, aber online macht man das nicht. Also darum: Auch cool, dass ihr das aufgeteilt habt und trotzdem die Power im E-Commerce dann auch voll geben könnt.

Kpt. 3

Unterstützung der angeschlossenen Händler

Korbinian Scherer: Tatsächlich haben wir auch, als die Geschäfte Anfang dieses Jahres schließen mussten, einzelne Händler tatsächlich unterstützt mit Know-how, wie man möglichst schnell einen eigenen E-Commerce aufzieht. Das gehört für uns dann auch mit dazu, ein guter Partner unseren Händlern gegenüber zu sein und unser Wissen, dass wir da haben, irgendwie teilen und haben da aus der Ferne ein bisschen mitgeholfen, dann auch zwei Shops irgendwie mitaufzubauen. Also das war auch sehr spannend. Für uns auch ein Riesenthema, was du gerade angesprochen hast: Wie können wir unsere Händler überhaupt enablen, wirklich online erfolgreich zu sein, besonders auch die kleineren? Das ist ein Riesenthema für uns: Wie stellen wir Inhalte für die auch zur Verfügung? Ein ganz großes Ding, an dem es oft scheitert bei kleinen auch, ist die Fotoproduktion. Wir waren bisher gar nicht darauf ausgelegt, unseren Händlern irgendwie Freistellerfotos oder so zur Verfügung zu stellen. Das ist etwas, das sich auch in diesem Jahr verändert hat. Wir sehen da definitiv den Bedarf, dass zu unserem Produkt nicht bloß das Ausliefern von Bekleidung gehört, sondern eben auch das Ausliefern von Daten und Stammdaten.

Kpt. 4

Learnings aus Corona

Stefan Hamann: Ja, sehr cool. Ich hätte noch einmal eine Frage zu dem ganzen Thema Masken, aber auch nur stellvertretend eigentlich. Corona, das merken wir bei Shopware ja auch, verändert ja alles, also die Unternehmensprozesse werden irgendwie noch schneller und noch agiler, die Entscheidungswege werden kürzer. Das habt ihr dann ja auch sehr, sehr schnell supererfolgreich umgesetzt, an diesem Beispiel Masken. Was würdest du sagen, was waren da die wichtigsten Learnings? Habt ihr da auch als Organisation noch weitere Dinge optimiert? Wie hat das so im Zusammenspiel auch mit den Mitarbeitern geklappt? Ich weiß nicht, ob viele bei euch dann ins Homeoffice gewechselt sind. Kannst du dazu noch ein bisschen erzählen?

Korbinian Scherer: Ja, klar. Da hat sich sehr viel bei uns verändert. Wir haben immer noch eine sehr starke Unternehmenskultur, die darauf ausgelegt ist, auch anwesend zu sein. Das liegt daran, dass bei uns eben alles so ein bisschen um den Designprozess von der Bekleidung umgebaut ist. Das ist der Anfangspunkt und alles, was danach passiert, sind weitere Schritte daraus. Um so einen Designprozess zu zumachen oder auch die Produktionskontrollen und so weiter, dazu muss man eigentlich anwesend sein an einem bestimmten Ort. Das heißt, wir haben nicht den Luxus, dass wir alle aus dem Homeoffice arbeiten können. Wir haben sehr viele Leute, die bei uns anwesend sein müssen, um ihren Job machen zu können. So ein Designkreativteam über Slack und Zoom irgendwie organisiert zu bekommen und dann so eine Kollektion zu entwickeln, das würde ich als fast unmöglich bezeichnen. Insofern war es schon eine Herausforderung, als wir plötzlich alle alle zu Hause sein mussten. Wir haben es allerdings wirklich sehr gut gemanagt. Wir haben auch sehr viel Learnings daraus gezogen, die wir jetzt beibehalten haben. Wir haben sehr viel mehr Leute im Homeoffice, inzwischen sehr viele Leute, die das eben auch können, also im Vertriebsbereich, aber auch so die ganzen Backoffice-Geschichten. Wir im E-Commerce sowieso: Wir brauchen eigentlich ein Browser-Fenster und können arbeiten. Aber wir haben eben auch sehr viele Leute, bei denen das nicht der Fall ist. Da gehört die Bekleidungstechnik dazu, da gehört das Designteam dazu, die darauf angewiesen sind, dass sie vor Ort sind.

Kpt. 5

Wie entwickelt sich der E-Commerce nach der Pandemie?

Michael Atug: Ja, da hatten wir ja gerade so ganz übergreifend das Thema Corona, also insbesondere mit dem Schwerpunkt dieses Jahr. Alle haben es in den Knochen, auf der anderen Seite hat es auch in vielen Branchen, das hast du auch selber gesagt, bei euch ja auch, natürlich schon einen gewaltigen Schub noch einmal gegeben. Was glaubst du denn persönlich? Ist das, was wir da beobachten, ein nachhaltiges Thema? Also nächstes Jahr sicherlich. Aber werden sich diese E-Commerce-Zuwächse fortsetzen oder glaubst du, dass sich das ein Stück weit auch wieder zurückentwickelt?

Korbinian Scherer: Das ist eine sehr gute Frage. Ich gehe schon davon aus, dass das ein nachhaltiger Trend ist, der sich nicht zwingend zurückentwickelt. Ich glaube auch, dass es sehr viele Leute gibt, die jetzt tatsächlich erstmalig sich mit E-Commerce oder mit Online-Handel auseinandergesetzt haben und dort Käufe getätigt haben. Ich glaube, wir bewegen uns alle in so einer digitalen E-Commerce Bubble, in der das vollkommen selbstverständlich ist. Aber wenn ich unserem Customer Service mal zuhöre, was die teilweise erklären müssen, wie so ein Bestellprozess funktioniert, dann merkt man, dass es das auch sehr viele Leute gibt, die damit noch gar keinen Kontakt haben und die das jetzt erstmalig gelernt haben. Und ich glaube schon, dass davon auch etwas hängen bleibt, dass das nicht plötzlich nächstes Jahr alles wieder weg ist.

Kpt. 6

Die D2C-Strategie

Michael Atug: Ich wollte noch einmal einen Schritt zurückgehen, weil du gerade gesagt hast, dass euch das mit den Händlern sehr wichtig ist und dann die DTC-, also Direct-to-Consumer-Strategie wichtig ist oder wie ihr damit umgeht. Das finde ich doch mehr als spannend, denn hier ist es ja tatsächlich so: Ihr habt, ich glaube, um die 400 Shops, in denen ihr verkauft, meine ich. Wie geht ihr denn da vor, um allen gerecht zu werden? Ihr habt ja ganz klar eine eigene Strategie. Ist das dann nur der Listenpreis? Dürfen die anderen machen, was sie wollen? Wie unterstützt ihr euch da gegenseitig? Bei euch ist es ja klar, dass es so ist. Bei uns im Werkzeughandel – ich bin ja selber noch Händler und verkaufe selber Werkzeuge und Maschinen – und da ist es eben so dass die Hersteller eigentlich gar nicht so richtig wissen, was sie machen sollen und das eher so unter dem Deckmäntelchen halten wollen. Das funktioniert aber eben nicht mehr. Bei euch ist es ja von Anfang an klar. Vielleicht kannst du da kurz etwas zu sagen: Das finde ich megaspannend!

Korbinian Scherer: Die Frage ist: Betrachtet man das ganze als Verdrängungskampf? Also im Grunde: Wenn wir etwas online verkaufen, heißt das, dass der stationäre Händler es nicht tut oder dass es Zalando nicht tut? Ich glaube gar nicht, dass das so sehr der Fall ist. Unsere Zahlen weisen eher darauf hin, dass wird dort ganz unterschiedliche Kunden haben, online und auch unsere Händler in der Boutique. Das heißt, wir sollten uns da gar nicht so sehr als eine Konkurrenz sehen, sondern wir können koexistieren. Für uns ist wichtig, dass dieser Kanal für uns stark ist, auch damit wir unseren Kunden gut kennen und am Schluss dadurch auch eine zielgenauere Kollektion machen, weil wir eher verstehen, was unser Kunde jetzt genau möchte und da einfach sehr viel verlässlichere Daten haben. Auf der anderen Seite stehen wir (unv.) Händlernetzwerk, die wir, so weit es geht, unterstützen, auch selbst digital zu verkaufen. Das muss für mich kein Widerspruch sein, es sind unterschiedliche Kunden. Ich glaube auch, dass jemand, der unsere Ware auf Zalando kauft, dass das auch andere Kunden sind. Welche Preise die natürlich aufrufen, bei Zalando oder der kleine Händler um die Ecke, der jetzt selbst anfängt, mit einem kleinen Shop seine Ware zu verkaufen – das liegt natürlich vollkommen bei denen. Wir müssen allerdings sagen, dass wir da in einer relativ guten Position sind als Marke, die gar nicht so sehr einem ganz krassen Preiskampf unterlieg. Wir können eigentlich online unsere Preise auch ganz gut halten, weil wir auch nicht so die ganz krassen Schnäppchenjäger als Kunden haben. Also es ist eigentlich ziemlich dankbar, würde ich sagen.

Kpt. 7

Zwiespalt zwischen Sales und Marketing?

Marcus Diekmann: Ich wollte immer bei euch ein Schnäppchen machen als Riesen-Drykorn-Fan, kam aber nicht dazu. Du, ich habe einmal eine Frage. Ich bin ja wirklich bekennender Drykorn-Fan, ich habe dir das ja auch im Vorgespräch gesagt: 90 oder 95 Prozent aller meiner Sakkos sind ja von Drykorn, und das seit Jahren, also da macht ihr echt gute Arbeit. Du bist der E-Commerce-Chef und ihr habt ein Marketing, was cooles Zeug macht und (unv.) im E-Commerce. Und ich lerne eigentlich immer, auch aus allen Beiratspositionen sehe ich immer dasselbe Problem: Das Marketing möchte immer, dass man die neuesten Sachen bewirbt oder eine gewisse Sparte bewirbt, die man gerade von einer Marketingpositionierung am besten bewirbt. Und das E-Commerce möchte am liebsten immer das, was sich online am besten verkauft, bewerben. Wie löst ihr diesen Zwiespalt, dass ja vielleicht etwas, was Sale driven ist, manchmal etwas anderes ist, als etwas, das Brand driven ist?

Korbinian Scherer: Gewalt, ganz klar. Nein, Quatsch. Wir sprechen einfach sehr viel miteinander und versuchen, da eine Balance zu finden. Das ist schon so, dass wir da sehr unterschiedliche Interessen haben. Natürlich: Wir haben ein Marketingteam, die da eher wirklich in Richtung Brand denken und dieses gesamte Branding, Markenkommunikation, Image-Pflege in den Fokus rücken. Auf der anderen Seite haben wir uns, die eher Sales driven sind, wir wollen da eher auf die gut verkäuflichen Sachen gehen. Das ist (unv.) ein Konflikt. Man muss die Kanäle ganz klar aufteilen und miteinander sprechen. Aber insgesamt würde ich sagen, läuft das bei uns da wirklich sehr harmonisch, weil auch das Marketingteam bei uns sieht, dass die Social-Media-Kanäle zum Beispiel ja auch einen Conversion-Anteil haben können, auch Werbeplattform sind, die zum Verkaufen dienen. Insofern: Ich habe da ganz andere Unternehmen gesehen, in denen diese Konflikte sehr viel offener ausgetragen wurden oder wo das sehr viel mehr ein Problem war als bei uns. Wir können da eigentlich sehr gut miteinander, würde ich sagen.

Kpt. 8

Social Media und Social Shopping

Stefan Hamann: Und wo du gerade Social Media sagst, da werden wir ja alle ganz hellhörig. Gerade bei so einer Marke wie Drykorn kann ich mir das megageil vorstellen, was man da so alles machen kann. Was nutzt ihr da? Habt ihr da Influencer? Was macht ihr bei Insta? Wie stellt ihr euch da auf?

Korbinian Scherer: Ja, tatsächlich sind wir, was Marketingbudgets angeht Branding-Budgets und so weiter, sehr vorsichtig, auch traditionell als Unternehmen. Von Anfang an eigentlich war unser Leitspruch immer: Unser Marketing ist das Produkt. WIr haben sehr gute Produkte, die für sich sprechen und leben so ein bisschen auch davon, dass man das weiterempfiehlt, haben da gar nie die richtig großen Budgets gehabt für (unv.)-Kampagnen oder TV-Werbung. Wir haben das eigentlich nie gebraucht, um an den Punkt zu kommen, wo wir jetzt sind. Von daher ist das gar nicht so ein enormer Fokus bei uns. Wir machen natürlich etwas auf Social Media, machen auch immer mehr. Aber es ist nicht so, dass wir da riesige Budgets hineinkippen in das Marketing, sondern versuchen da eher organisch weiterzukommen. Das könnte man natürlich aggressiver machen, dann hätten wir auch sicher deutlich mehr Follower, aber da ist uns das Organische dann tatsächlich lieber. Und lieber geben wir da mehr Fokus auf das Produkt, als dass wir jetzt unglaubliche Summen ausgeben dafür, dass ein Influencer unsere Klamotten hochhält und irgendwelche Rabatt-Codes anpreist. Das ist eigentlich etwas, wo wir uns sehr zurückhaltend bewegen, auch glauben, dass wir da als Marke auf dieses laute, aggressive Instagram Marketing eigentlich gar nicht passen.

Stefan Hamann: Was da so ein bisschen anschließt als Frage, aus einer etwas anderen Richtung: Rund um Social-Media-Kanäle geht es ja auch immer stärker um den Kundenzugang, also Richtung Social Shopping. In der Zukunft zumindest wird es oft der Fall sein, dass der zukünftige Drykorn-Kunde vielleicht tatsächlich gar nicht über eine klassische Produktsuche oder über irgendeinen anderen Touchpoint zu euch kommt, sondern tatsächlich vielleicht über Social Media auch auf euch aufmerksam wird als Marke. Experimentiert ihr da in dem Umfeld viel? Jetzt gar nicht im Sinne von ‚ihr kauft Influencer‘ oder so, sondern technisch, dass ihr schaut: Gibt es da Verkaufskanäle, die wir andocken können? Gibt es da irgendwelche neue Strategien, um Kunden zu gewinnen, Kunden zu erschließen? Kannst du dazu etwas sagen?

Korbinian Scherer: Klar, auf alle Fälle. Das ist definitiv ein Thema für uns. Das steht ja auch so in Deutschland gerade in den Startlöchern, wenn es darum geht, direkt innerhalb von Instagram beispielsweise einen Checkout zu machen, tatsächlich dort einen Kaufprozess abzuschließen. Das ist definitiv ein Thema für uns. Was jetzt ja schon möglich ist, ist, die ganzen Produkt-Feeds innerhalb von Instagram einzubinden und dort seinen Shop zu bauen, der dann wiederum auf die eigene Webseite verlinkt. Also das ist ein Thema für uns, das ist auch ein großer Traffic-Bringer für uns und dieser Kanal steigt auch an Traffic, also das definitiv. Ein anderes Thema, das wir uns anschauen, das , glaube ich, sehr interessant ist, ist das ganze Live-Video-Shopping-Thema, wo es wirklich darum geht, einen Livestream zu haben, dort Produkte zu präsentieren, persönlich zu erklären. Im Grunde ist es dieses Comeback des Teleshopping, es ist ja eigentlich nichts anderes. Aber da gibt es tatsächlich sehr gute Beispiele, wie man das gut und auch ‚On Brand‘ noch machen kann, damit das gut funktioniert. Da sind wir gerade ein bisschen am Abwägen, was da die richtige Strategie für uns ist, aber das wollen wir eigentlich definitiv Anfang nächsten Jahres ausprobieren, wie so ein Live-Shopping-Event für uns funktionieren kann online.

Stefan Hamann: Sehr spannend, cool!

Marcus Diekmann: Wir haben das ja jetzt gemacht in der ersten Corona-Welle, und haben einfach „Test, Learn, Build Bigger“-mäßig kein Konzept geschrieben, sondern sind einfach Neovaude, das ist so eine coole Agentur aus Dortmund, die sich auf Events, Online-Events auch, spezialisiert haben dazugeholt. Die haben uns geholfen, das dann cool umzusetzen und von zehn Kunden im Durchschnitt hat jeder siebte gekauft bei diesen Digitalthemen. Das ist wirklich, wirklich fett, was man damit bewegen kann und wie gut das ankommt. Aber du hast recht: Damals hat man sich über Home Shopping lächerlich gemacht, aber jetzt… Das lag ja auch an den Produkten dann eher und der Art und Weise der Produktpräsentation. Was ich ja immer merke, ich weiß nicht, wie das bei euch ist: dass sich erstaunlicherweise die ganze Inspiration – das merke ich auch an meinem eigenen Konsumentenverhalten – immer mehr Richtung Social verschiebt und ich dann, wenn ich dann gezielt kaufen möchte, eigentlich nur noch mehr den Online-Shop nutze. Dennoch muss der ja dann auch mit Cross Selling perfekt funktionieren, der muss die Produkte auch super inszenieren, das darf dann nicht vergessen werden, ganz im Gegenteil, und der muss Alternativprodukte zeigen und so weiter. Aber dass wir merken, über Google klassisch, kriegen wir die Performance gar nicht mehr so gut ausgesteuert, weil viele auf dieselben Artikel… Ich habe gerade einmal Drykorn eingegeben, wie viele ja auch alleine eure Ads dann auf Google schalten, kämpft ihr da um dasselbe Keyword. Wie macht ihr das? Sagt ihr auch: „Wenn ich mal auf zukünftige Frequenz, wo kriege ich sie her?“ Da hat man ja eigentlich immer nur Kundenbindung, Google oder Social. Was sind da eure wichtigsten Kanäle, um in den Online-Shop, die Kunden zu lotsen?

Stefan Hamann: Ja, und da ist ja auch superviel Potenzial auch einfach, was brachliegt aus meiner Perspektive, also gerade über solche Instrumente. Da ist einfach so viel Musik noch drin in den nächsten Jahren, das ist Wahnsinns.

Korbinian Scherer: Ich glaube auch, dass diese Live-Events wirklich ein großes Ding sein können. Ich glaube auch, Social Media als Startplattform für solche Inspirationen.

Michael Atug: Ich fände es auch einmal ganz geil, so ein Video-Shopping mit meinen Werkzeugen. Dann nehme ich so einen Hammer und dann trümmere ich irgendetwas kaputt. Das Problem ist: Ich habe nichts, was sexy ist. So eine Drykorn-Hose finde ich schon ein bisschen schöner als meinen Gabelringschlüssel Chrom-Vanadium-Stahl.

Marcus Diekmann: Ja, aber für Handwerker so eine geile Hammersession – ist doch schon sexy.

Michael Atug: Ich weiß nicht.

Stefan Hamann: Oder eine geile Motorsägensession.

Marcus Diekmann: Ja, klar!

Michael Atug: Scheiße, Mann, das ist geil! Ich denke da noch einmal drüber nach, Jungs, ihr bringt mich da gerade auf Ideen. Kann ich auch diese weiße Maske dann anziehen? Jetzt aktuell gucke ich ja wieder Ash, Ash vs Evil. Na ja, egal, führt jetzt zu weit. Aber der hat auch diese Kettensäge. Ich glaube, das wäre schon cool.

Stefan Hamann: Melde dich, wenn du Statisten brauchst, oder Opfer.

Kpt. 9

Performance-Marketing

Marcus Diekmann: Aber lasst uns mal weiter über Performance reden, weil das doch echt spannend ist, wie man das Performance-Problem eigentlich gelöst bekommt, weil ich sehe schon: Kunden über Google zu gewinnen, klassisch, dass es fast unbezahlbar wird.

Korbinian Scherer: Kann ich bestätigen. Deshalb sind wir da auch hauptsächlich im Brand-Bereich unterwegs, also greifen quasi den Brand Traffic ab so gut es geht. Aber klar, dort werden auch die CPCs teurer und wir zahlen am Schluss immer mehr für den Kundenzugang. Die Frage ist natürlich, was sind da die besten direkten Kanäle, die wir selbst kontrollieren, und da ist nach wie vor auch der E-Mail-Kanal. Im Grunde sehr altmodisch, aber doch der günstigste Kanal eigentlich, um seine Stammkunden anzugehen. Das ist definitiv ein wichtiger Kanal für uns, den wir auch stark ausbauen, gerade viel investieren auch in automatisierte Strecken, um dort einfach möglichst gut unsere Kunden abzuholen. Das ist definitiv der günstigste Weg, seine Kunden zu reaktivieren, zu kontaktieren. Bei allen anderen Kanälen schaltet sich ja immer irgendjemand dazwischen, ob das jetzt ein Google oder Facebook ist. Dieser direkte Zugang ist schon echt Gold wert.

Michael Atug: Interessant, dass du das sagst, Korbinian. Ich habe dieses Jahr selber so darüber nachgedacht. Ich bin ja absoluter Marktplatz-Freak: immer Marktplätze, Marktplätze, Marktplätze. Da habe ich auch gleich noch eine Frage an dich. Aber ich habe dieses Jahr gesagt: „Okay, aber da hänge ich ja auch letztendlich wieder irgendwo an so einem Nippel dran, das kann es ja auch nicht sein. Also was machst du?“ Micha, du hast so viele Kunden über die Jahre gewonnen und auch die E-Mail-Adressen, die ja Gold wert sind und du sprichst es ja gerade an. Dann habe ich auch mit meiner Agentur (unv.) Action gesprochen und gesagt: „Mensch, komm, wir machen da jetzt mal was.“ Und ich muss ganz ehrlich sagen, die ersten Versuche, die gefallen mir. Da kommt ja richtig Kohle herein und ich muss an niemanden etwas bezahlen. Ich habe die Adressen ja, ich habe die Kunden ja, die bei mir kaufen und auch größtenteils zufrieden waren. Also, das sehe ich genauso wie du, aber komischerweise spricht eigentlich kaum einer über E-Mail-Marketing.

Stefan Hamann: Das höre ich genug, also eigentlich ist das ja total offensichtlich.

Michael Atug: Genau, aber Korbinian hat es ja gerade gesagt: Es ist wirklich cool, daraus kann man etwas machen.

Stefan Hamann: Ja, das ist so. E-Mail-Marketing, das kriegen wir auch immer zurückgespiegelt aus der Shopware-Community, ist nach wie vor – ist ja auch logisch – ein superwichtiges Instrument zur Kundenbindung, Kundenreaktivierung, wo man eigentlich immer nur besser werden kann.

Kpt. 10

Entscheidung gegen Marktplätze?

Michael Atug: Gut, ich wollte noch ganz kurz auf das nächste Thema überleiten. Er hat es gerade ganz am Anfang irgendwann gesagt: Ihr verkauft ja nichts bei Amazon und ihr habt euch bewusst dagegen entschieden. Da werde ich natürlich sehr hellhörig als Marktplatzexperte und sage: „Warum eigentlich?“

Korbinian Scherer: Sehr gute Frage. Wir haben lange darüber nachgedacht. Es ist auch keine endgültige Entscheidung, dass wir jetzt sagen, wir sind prinzipiell nicht bereit, auf Markplätze zu gehen. Wir können bestimmte schon im Vorhinein ausschließen. Da gehört ein Amazon dazu, weil es einfach im Fashion-Bereich dort nicht der richtige Marktplatz ist. Das ist nicht die richtige Umgebung, auch für die Marke. Ich glaube auch, dass die Kunden uns dort gar nicht erwarten würden. Das ist eine der Kategorien, in denen Zalando dann relativ schwach ist. Dafür gibt es dann halt Mitbewerber wie Zalando, die dort enorme Marktmacht haben. Ich mag es nicht auf ewig ausschließen, aber für uns war das Vorgehen im Wesentlichen natürlich: Wenn wir erfolgreich mit denen im Wholesale zusammenarbeiten können, dann müssen wir nicht diesen Marktplatzschritt gehen. Für uns war wichtiger, das Wholesale Business mit denen zu stärken und da erfolgreich zu sein als auf die Marktplätze zu gehen und dort selbst auch ins Warenrisiko. Das mag keine endgültige Entscheidung sein, aber bisher haben wir uns dagegen entschieden.

Michael Atug: Okay, sonst noch ganz kurz: Irgendein anderer Marktplatz? Also habt ihr überhaupt einen Marktplatz angeschlossen? Gar keinen außer Zalando, oder?

Korbinian Scherer: Nein, wir haben wirklich bisher gar keinen Marktplatz (unv.).

Michael Atug: Okay, alles klar.

Korbinian Scherer: Das einzige, was wir machen, das fällt mir gerade noch ein, ist Connected Retail. Wir haben eigene Stores in Berlin, über die machen wir Business mit Zalando, steuern unsere Ware dort ein. Das haben wir auch schon relativ lange gemacht, aber das ist auf ganz kleiner Flamme, das Marktplatzgeschäft, was wir machen.

Michael Atug: Schickt ihr auch die Retouren dahin?

Korbinian Scherer: Ja, richtig, das ist ein ganz schöner (unv.) geworden.

Kpt. 11

Überleben in der Krise

Marcus Diekmann: Ich habe eine Frage, ich muss nur eine zwischenschalten, Stefan, ich wollte dir nicht ins Wort fallen, entschuldigung!

Stefan Hamann: Es sei dir verziehen!

Marcus Diekmann: Ich habe heute als Initiale von ‚Händler helfen Händlern‘ die Mitteilung bekommen, dass in ersten Umfragen 60 Prozent aller klassischen stationären Händler Angst davor haben, spätestens im Frühjahr pleite zu sein. Das würde ja auch einen Großteil der Textilhändler betreffen, denn das sind ja die klassischen stationären, nehmen wir einmal die Ketten raus. Das wäre natürlich auch wirklich krass, weil dieser Shift Richtung online und heute lebt ihr auch davon dass eure Klamotten vielleicht auch entdeckt werden auf der Fläche und Co., oder?

Korbinian Scherer: Ich würde sagen, dass (unv.) da hinterherkommen.

Marcus Diekmann: Fahrt ihr dann noch krasser wieder hoch online, oder was sind eure Strategien diesbezüglich?

Korbinian Scherer: Zum ersten haben wir von Anfang an versucht, in dieser Situation sehr fair zu unseren Händlern zu sein, das heißt, denen auch entgegen gekommen sind wenn ihre Läden geschlossen sind und sie keine Ware wollen die sie vor einem halben Jahr bestellt haben, dann zwingen wir denen da nicht alles an Ware auf und verhandeln mit denen quasi, wie wir vorgehen können. Da gibt es andere Händler, die da sehr viel rigoroser vorgegangen sind. Wir haben also, ich würde sagen, sehr viel Goodwill auf der Händlerseite. Das hilft uns natürlich, eine gute Beziehung zu denen zu behalten, aber hilft uns natürlich nicht, wenn sie trotzdem pleite gehen. Wie viele das tatsächlich sein werden, wie viele dort im Frühjahr tatsächlich den Laden dicht machen müssen, glaube ich, weiß keiner. Ich weiß tatsächlich, dass die Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten, natürlich teilweise Probleme haben, aber bisher nicht besonders darunter gelitten haben. Das spricht für unser Krisenmanagement in dem Bereich und wie wir mit unseren Händlern umgegangen sind, dass die Budgets, die die Händler dann dennoch haben, eher zu uns gewandert sind als zu manchen anderen. Ddas ist, glaube ich, aber von unserer Seite ein sehr fairer, partnerschaftlicher Umgang, den wir eben wir da haben. Wir müssen gucken, wie sich das weiterentwickelt. Für uns wird es online definitiv weiter bergauf gehen, wir haben da sehr viel mehr Ware eingeplant, (unv.) mehr Verfügbarkeit eingeplant, weil das dieses Jahr das große Problem für uns war. Wenn es tatsächlich so ein große Pleitewelle kommt, wird es definitiv schwierig, online dort alles zu kompensieren, aber unsere Zahlen in dem Bereich sehen eigentlich sehr gut aus. Hoffen wir einmal, dass es wirklich bei den Händlern auch nächstes Jahr gut weitergeht und dass diese prophezeiten Pleitewellen nicht so krass um sich greifen. Das wäre am Schluss, glaube ich, nicht nur ein Problem für uns, es wäre ein Problem für sehr viele. Für die Innenstädte wäre das eine absolute Katastrophe.

Kpt. 12

Tech-Trends by Drykorn

Stefan Hamann: Ja, absolut. Ich hätte noch einmal eine Frage aus einer ganz anderen Perspektive. Wir haben ja auch im Intro kurz über das Thema Technologie gesprochen. Was glaubst du denn, was sind so die nächsten technologischen Trends, Innovationen, worüber ihr vielleicht auch heute schon nachdenkt, was ihr bei euch vielleicht in der Schublade liegen habt oder wo ihr auf jeden Fall irgendwo gerade dran seid? Kannst du dazu etwas sagen?

Korbinian Scherer: Ja, enorm wichtig für uns: das Thema Produkt, Produktinformationsservice und auch die Automatisierung davon. Das heißt, wir müssen die Produktinformation, die wir haben super in den Shop bekommen und dort wirklich auch so präsentieren, dass der Kunde eine optimale Beratung hat. Das ist ein USP, den wir hervorarbeiten können als ein Brand-Shop. Das ist etwas, das kann ein Multi-Brand-Shop wie Zalanodo oder About You vielleicht nicht so gut, ist also ein enorm wichtiges Thema für uns, Customer Service selbst in die Hand nehmen und dort uns weiter ausbauen. Dazu gehört natürlich für uns ein PIM-System, das diese ganzen Informationen managt. Das ist enorm wichtig für uns, um alle Daten glattzuziehen und sie auch in die jeweiligen Kanäle zu bringen. Wir hatten ja gerade über Marktplätze gesprochen. Auch wenn wir die noch nicht als Teil unserer Strategie haben – bereit sollten wir auf alle Fälle sein, die auch zu bedienen. Dazu gehört für uns, dass die Informationen alle aufbereitet sind, alle an einer Stelle sind. Dann werden sich definitiv die Touchpoints für den Kunden, über die er bei uns kauft, diversifizieren. Wir haben über Live Shopping gesprochen, wir haben über Social Media gesprochen, was da in den nächsten Jahren noch an Kanälen und Endpunkten dazu kommt, könnte ich noch gar nicht sagen. Auch ein Grund, warum wir jetzt auf eine komplett neue Shop-Plattform gehen mit Shopware 6.

Stefan Hamann: Freut mich persönlich sehr!

Korbinian Scherer: Auch ein Shop, mit dem wir tatsächlich morgen oder übermorgen live gehen werden, das steht unmittelbar bevor. Darauf freuen wir uns auch schon sehr. Da werden definitiv mehr Endpunkte dazukommen, die man flexibel schnell erweitern muss. Da gehört Conversational Commerce mit dazu, dass eher über einen Chat stattfindet, gar nicht mehr unbedingt in einem klassischen Frontend stattfinden muss. Da wird einiges passieren in den nächsten Jahren. Wir haben da jetzt eben ein paar Grundsteine geschaffen, indem wir einerseits PIM-System, andererseits Shopware 6 haben, die so eine gute Basis bilden, um in zukünftige Verkaufskanäle zu gehen. Ob es ein Marktplatz ist, ob es eine Live-Shopping-Plattform ist oder irgendetwas Conversational-Commerce-basiertes und so weiter. Da sehen wir enorme Potenziale auf alle Fälle und müssen in Zukunft sehr flexibel reagieren können, schnell reagieren können, und dafür die Basis zu schaffen, ist super wichtig. Dieses Jahr, Corona hat es, glaube ich, gezeigt für uns, dass, wenn wir schnell agieren, wenn wir die richtige technische Basis haben und die richtige Struktur dazu und alle Unternehmen an einem Strang ziehen, dann kann das funktionieren, dann kann man auch sehr schnell Dinge auf die Beine stellen, schneller, als man vielleicht geglaubt hätte. Das ist ein ganz wichtiges Learning eigentlich aus diesem Jahr.

Stefan Hamann: Ja, absolut. Superspannender Input, vielen, vielen Dank.

Kpt. 13

Bezugsquellen für Stoffe

Michael Atug: Dann hätte ich noch eine Minisache. Das würde mich jetzt noch gerade interessieren. Ich schätze euch einmal als Unternehmen ein, das auch sehr nachhaltig denkt, hoffe ich auch. Passt auch irgendwie zu euch. Ist es so? Und wenn ja, nur ein Beispiel, das würde mich jetzt interessieren: Wo kauft ihr eure Stoffe? Ist das jetzt ein Geheimnis oder darfst du das sagen?

Korbinian Scherer: Das darf ich ganz transparent sagen, wo das herkommt: Zum einen ist es ein wichtiger Punkt für uns, wir haben da in der Vergangenheit auch schon immer sehr viel getan und wenig kommuniziert eigentlich. Wir sind da gerade dabei, sehr viel offener und aggressiver zu kommunizieren, was wir uns selbst als Ziele setzen über Landingpages, und wir wollen wirklich zu jedem Produkt auch ganz individuell sagen, was das für Besonderheiten hat, welche Zertifikate dieses Produkt hat und welche Schritte wir unternommen haben, um dieses Produkt möglichst nachhaltig zu machen. Wie sourcen unsere Stoffe zum allergrößten Teil in Europa, und produzieren auch einen sehr großen Anteil in Europa. Selbstverständlich nicht alles: Wir haben da natürlich ein globales Netz, aber der allergrößte Teil findet bei uns tatsächlich in Europa statt. Das ist auch etwas, worauf wir relativ stolz sind, dass wir da langfristige Partnerschaften haben, mit denen wir schon wirklich sehr lange arbeiten. Aber: der größte Teil Europa für Stoffe und Produktion.

Michael Atug: Ja, prima! Dann würde ich einmal sagen, lassen wir dich natürlich nicht gehen, bevor ich erst einmal mich bedankt habe bei meinen zwei Mitstreitern, dem charmanten Stefan Hamann und dem umtriebigen Marcus Diekmann, der das sicher als Kompliment nimmt. Und natürlich auch bei dir. Was hast du noch uns zu sagen, ganz am Ende? Irgendetwas, was du uns noch mitgeben willst und Zuhörern? Vielleicht zwei, drei knackige Sätze: Woran glaubt ihr? Wie geht es weiter? Irgendetwas?

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Das letzte Wort

Korbinian Scherer: Ja, ich glaube, wenn uns dieses Jahr eins gelernt hat, dann: Mit Teamwork kann man sehr viel schaffen. Neugierig muss man bleiben, und dann schafft man auch die größten Herausforderungen. Das sind, glaube ich, so zwei Learnings aus diesem Jahr.

Michael Atug: Okay, dann dankeschön!

Stefan Hamann: Vielen, vielen Dank.

Marcus Diekmann: Mega.

Korbinian Scherer: Danke!

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